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3. Internationale Fränkische Großmeistertage

vom 24. Februar bis 5. März 2006 in der Pulvermühle

Infos, Details, Termine, Tabelle, Berichte sowie Partien und Liveübertragung


Logo Am 26. Februar 2006 schreibt Klaus Steffan:
Werte Webmaster,
anbei der Tagesbericht aus der Pulvermühle.
Bildmaterial entnehmen Sie bitte der Webseite. Bitte Quelle angeben.
Bei Rückfragen mich (Klaus Steffan - steffanklaus@gmx.de) per Mail kontaktieren.
Vielen Dank im Voraus
www.pulvermuehle2006.steffans-schachseiten.de

Runde 1: Viktor Korchnoi - Kateryna Lahno
 Foto by Klaus Steffan

Die 3. Internationalen Fränkischen Großmeistertage finden 24. Februar bis 5. März 2006 in der Pulvermühle, Waischenfeld / Fränkische Schweiz statt.

Es werden ein Großmeisterturnier mit zehn Teilnehmern und ein Qualifikationsturnier ausgetragen. International bekannte Spitzenspieler sind in Franken zu Gast, wie Viktor Korchnoi (Schweiz) und die 16jährige Europameisterin Kateryna Lahno (Foto rechts / by Klaus Steffan).

Organisationsteam

Christian Bezold - Gastgeber, Chef der Pulvermühle
Prof. Dr. Thomas Bezold - Organisator, Gesamtleitung
Rainer Niermann - Turnierleiter / Schiedsrichter / Bulletin
Klaus Steffan - Webpräsentation / Fotos /
Liveübertragung in Zusammenarbeit mit www.schach.com

Zeitplan
 24.02.2006 20.00 Uhr Eröffnungsfeier
 25.02.2006 14.00 - 20.00 Uhr : 1. Runde
 26.02.2006 14.00 - 20.00 Uhr : 2. Runde
 27.02.2006 16.00 - 22.00 Uhr : 3. Runde
 28.02.2006 16.00 - 22.00 Uhr : 4. Runde
 01.03.2006 16.00 - 22.00 Uhr : 5. Runde
 02.03.2006 16.00 - 22.00 Uhr : 6. Runde
 03.03.2006 16.00 - 22.00 Uhr : 7. Runde
 04.03.2006 14.00 - 20.00 Uhr : 8. Runde
 05.03.2006 10.00 - 16.00 Uhr : 9. Runde
                    19.00 Uhr : Players Party   


Großmeisterturnier (Kreuztabelle)

NrTeilnehmerTitelElo123456 78910PunktePlatz
1

Gustafsson, Jan

GM2614 XXX½1½½ ½½½11 6,01.
2

Braun, Arik

IM2491 ½XXX0½1 ½0½½½ 4,07.
3

Prusikin, Michael

GM2563 01XXX½½ 11½1½ 6,03.
4

Korchnoi, Viktor

GM2608 ½½½XXX0 ½10½1 4,54.
5

Atlas, Valeri

IM2480 ½0½1XXX 0½½0½ 3,58.
6

Markos, Jan

IM2493 ½½0½1 XXX1½0½ 4,55.
7

Lahno, Kateryna

IM2500 ½100½ 0XXX0½0 2,510.
8

Jussupow, Artur

GM2605 ½½½1½ ½1XXX1½ 6,02.
9

Bezold, Michael

GM2534 0½0½1 1½0XXX0 3,59.
10

Baramidze, David

GM2554 0½½0½ ½1½1XXX 4,56.

Partien und Liveübertragung

Zweite Runde Es werden Partien im PGN-Format mit ECO-Schlüssel bereitgestellt.

Sämtliche 45 Partien der neun Runden

Eine Liveübertragung
während der Runden (siehe Bild links) wird von Schach.com (Axel Fritz) zur Verfügung gestellt.

In nebenstehender Partie spielte Korchnoi Df5, weil er glaubte, seinen Gegner auf undeckbar Matt stellen zu können, aber ... nach Txc8, Df3, Txe8, Kh7 folgt Txe4 (leider).


Siebte Runde In der siebten Runde spielte Arik Braun mit den weißen Steinen gegen Kateryna Lahno.

Nach 18 Zügen war nebenstehendeStellung auf dem Brett, wobei Kateryna laut Fritz 8 etwas besser steht, aber ...

Es folgte 18... Dd2 19.Db1 Dc2 20.Da2 Df5 21.Dxa1 {besser Lxa1} exd4 22.Sf3 Dg4+ 23.Kh2 dxe3 24.fxe3 Dxc4 25.Lxg7 De6 26.Lh8 Dd6+ 27.Kg1 f6 28.Lxf6 Txe3 29.Kf2 Txa3 30.Db2 Db6+ {besser Le6} 31.Dxb6 axb6 32.Te1 Ta2+ 33.Kg3 Kf7 34.Ld8 Le6 35.Se5+ Kg7 36.Lxc7 Ld5 37.Sf3 Kf6 38.Lxb6 Tg8+ 39.Kf4 Lxf3 40.Ld4+ Kf7 41.gxf3 Ta4 42.Te4 Tg5 43.Ke3 Txh5 44.Tf4+ Ke6 0-1

Kateryna Lahno gewann eine schöne sehenswerte Partie.

In der letzten Runde spielt Kateryna gegen GM Prusikin, aufgrund eines Übersehens im 47. Zug verliert sie einen Bauern und nach weiteren 27 Zügen die Partie (gleichfarbige Läufer mit je einem Bauern).



Berichte von Klaus Steffan

Bericht - Runde 1
Die Pulvermühle - Treffpunkt von Klassik, Moderne und Zukunft

Vieles wirkt wie bei einem Turnier aus dem vorigen Jahrhundert. Nicht nur die Spielernamen Viktor Kortchnoi und Artur Jussupow erinnern an das hochklassige Schach aus früheren Zeiten. Auch die klassische Turnierbedenkzeit verspricht ruhig ausgetragene, aber doch scharf gespielte Partien. Die ruhige, abgeschiedene Lage des Turniers konzentriert die Spannung noch: hier dreht sich alles um pures Schach.

Natürlich spielt dabei auch die erinnerungsschwere "Pulvermühle" eine Rolle. Namen wir Michail Botvinnik, Bobby Fischer, Lothar Schmid und Wolfgang Unzicker sind mit der Geschichte dieses Hauses verbunden; und diese Verbundenheit mit ihrer Vergangenheit wird von der Familie Bezold auch liebevoll gepflegt.

Auf der Höhe der Zeit

Aber ohne diese schon würdevolle Stimmung zu stören, mischt sich auch die Gegenwart ein: "natürlich" sind die Partien online im Internet, selbstverständlich deckt eine aktuelle Berichterstattung das Interesse von Schachspielern aus der ganzen Welt ab. Dieses zweitstärkste Großmeister-Turnier Deutschlands hat schon am ersten Tag 1.000 Zugriffe im Web erfahren.

Im Nebenraum analysiert Klaus Bischoff live und mit zeitgemäßer Technik die Partien. Die Zuschauer wechseln zwar zwischendurch einmal in den Turniersaal, um die Atmosphäre zu schnuppern. Aber meistens bleiben sie dem launig und kompetent kommentierenden Großmeister treu.

Kateryna Lahno
 Foto by Klaus Steffan Auf dem Sprung

Aber der besondere Dreiklang des Turniers in der Pulvermühle zeigt sich erst bei einem Blick auf die Teilnehmer. Die Nachwuchshoffnungen des Deutschen Schachs Arik Braun und David Baramidze sind ebenso am Start wie Kateryna Lahno. Die 16jährige Europameisterin träumt sicher ein wenig davon, es den beiden letzten Teilnehmerinnen der Fränkischen Großmeistertage gleichzutun: sowohl Zhu Chen (2000) als auch Antoneata Stefanova (2004) konnten kurz nach ihrer Feuerprobe in Franken den Weltmeistertitel erlangen.

Partien

Es sieht immer so leicht aus. Jeder Zug ist selbstverständlich, die Stellung entwickelt sich einfach stark weiter. So ist das, wenn ein wirklicher Könner den Figuren Leben einhaucht. Ganz klar verliefen die beiden Weißsiege aus der Sicht des Beobachters. Viktor Kortchnoi überspielte Kateryna Lahno, als wäre es keine Schwierigkeit. Im passenden Moment öffnete er die Stellung, gewann einen vorwitzigen Bauern und verwandelte ihn im Endspiel mit Leichtigkeit zu einem Sieg.

Auch Jan Gustafsson konnte seinen Gegner David Baramidze förmlich überrennen. Gerade, als das Publikum schon meinte, David hätte eine Festung errichtet, knackte Jan mit einem von langer Hand geplanten Doppelopfer die schwarze Stellung.

Trainer gegen Schüler. So könnte man das Duell zwischen IM Arik Braun und GM Michael Bezold beschreiben. Der Lokalmatador wählte eine für ihn ungewöhnliche Variante in der Bogoindischen Verteidigung. Es erschien anfangs seltsam, dass Schwarz mit seinem c-Bauern auf b4 auftauchte. Aber nach und nach bekam Bezold die Stellung unter Kontrolle, ohne jedoch wirklich Vorteil zu haben. Weiß ließ nichts anbrennen und hielt die Stellung geschlossen. Die optisch schönen Springer stehen gut, drohen aber wenig, so dass eine Punkteteilung die logische Konsequenz war.

Ebenfalls in der Remishafen liefen der Bindlacher GM Michael Prusikin und GM Artur Jussupow. Der Franke opferte für ein schönes Zentrum einen Bauern. Jussupow konsolidierte seine Position aber immer mehr und gerade als beide Spieler vor dem Scheideweg standen, etwas zu riskieren, wurde Remis vereinbart. Die längste Partie des Tages fand dann wieder einen Sieger. Nach sehr wechselhaften Verlauf konnte der Slowake Jan Markos den Österreicher Valery Atlas niederringen. Zunächst sah es nach einem klaren Sieg für Schwarz (Markos), der ein typisches Bauernopfer anbrachte, um sich die schwarzen Felder im Zentrum zu sichern. Er gewann die Qualität, spielte aber nicht zielstrebig genug auf Sieg , sondern fand sich zwar immer noch mit Mehrqualität, aber schon gegen zwei Bauern wider. Atlas lehnte sogar ein Remisangebot ab, überreizte seine Stellung, indem er auf seinen Freibauern in der d-Linie setzte. Markos opferte einfach seinen Läufer für diesen Umwandlungskandidaten und führte seine Freibauern unterstützt von Turm und König zum vollen Punkt.

Damit gab es am ersten Tag drei entschiedene Partien.

Im Kandidaten-Wettkampf fiel die Entscheidung in der Zeitnot. IM Yochanan Afek hatte bis dahin einen ordentlichen Vorteil und wollte ihn zu einem Sieg verdichten. Aber irgendwie entglitt ihm dabei die Kontrolle über die schwarzen Türme, so dass plötzlich Axel Heinz mit entscheidenden Drohungen in Vorteil kam.

Mit freundlichen Grüßen Klaus Steffan

27.02.2006 - Gustafsson und Markos an der Spitze ...

Mit 2,5 Punkten übernehmen beide die Tabellenspitze nach der 3. Runde. Alle Ergebnisse, Tabellen, Bilder und Partien sind bereits online. Runde 4 startet am Dienstag ebenfalls 16.00 Uhr.

Beide Jans liegen gleichauf – nach ganz unterschiedlichen Partien

Jan Markos und Jan Gustafsson teilen sich nach drei Runden mit zweieinhalb Punkten den ersten Platz. Dabei zeigt der Deutsche Nationalspieler „Gusti“ eine durchgehend starke, runde Leistung, während der junger Slowake auf krummen Wegen zum Ziel kam.

Mit den schwarzen Steinen hat Jan Gustafsson gegen Michael Prusikin aus der Rückhand spielen müssen. Aber früh bekam er gleichwertiges Spiel, um dann mit einem langfristig angelegt Materialopfer das weiße Zentrum zu zerstören. Die größere Aktivität zahlte sich in der Folge aus, bis Michael die Zugmöglichkeiten ausgingen und er sich in das Unvermeidliche ergab.

Jan Markos hingegen hatte eine schwierige Stellung gegen Katherina Lahno. Es passte nicht viel zusammen – bis die junge Europameisterin im 19ten Zug den leichten Sieg mit Lxf3 ausließ und vom rechten Weg abkam. Im 26sten Zug bog sie dann noch auf die Verliererstraße ein, und das sogar mit einer Abkürzung.

Herzschlagfinale mit Friedensschluss

Wirklich korrekte Partien entwickeln ihre Schönheit und Dramatik erst, wenn man ihnen in gründlicher Analyse die Feinheiten entlockt. Bei dem großen Kämpfer Viktor Kortchnoi steht jedoch der Spaß am Fight in Vordergrund; er legt seine Partie auf Biegen und Brechen an.

Michael Bezold kam das heute sehr gelegen. Kortchnoi wählte eine leicht ungesunde Partieanlage und schwächte seine eigene Stellung kompromisslos. Dies schuf freie Felder für Michaels starken Springer. Der Vorteil wuchs, und Michael spielte kraftvoll – bis zum 39sten Zug. Der Jüngere war jetzt wohl ermattet, griff fehl und übersah den kurzen Weg zum Sieg. Dadurch verunsichert, reihte Michael bei hohem Zeitverbrauch weitere Ungenauigkeiten aneinander. Kurz vor Schluss hatte Michael immer noch Siegversprechenden Vorteil, wickelte jedoch bei nur noch vier Sekunden unter Bauerntausch in das Endspiel Turm und Springer gegen Turm ab. Kortchnoi lachte nach dem Remisangebot erst und sagte: „Vier Sekunden, vier Sekunden“. Die Stimmung war sehr spannungsgeladen: was macht der alte Kämpe nun? Spielt er auf Zeitüberschreitung oder akzeptiert er das Angebot? Applaus brandete auf, als er dann schnell seine Hand zum Friedensschluss reichte.

Remisen im Vorbeigehen

Die beiden anderen Remisen blieben ohne großen Widerhall. Valery Atlas und Artur Jussupow konnten nach schnellem Remis erst in der gemeinsamen Analyse Spaß an der – leider nicht mehr gespielten – Partie gewinnen. Und im Duell der beiden Alterskollegen David Baramidze und Arik Braun ergab sich ein spannungsloses Remis. So ergeht es den beiden öfter; sie scheinen beide sehr viel Respekt voreinander zu haben.

Afek setzt sich wiederum durch

Seinen zweiten Sieg in Folge erzielte im Qualifikationsmatch Yochanan Afek. Axel Heinz merkte anschließend selbstkritisch an, dass er seinen wichtigen Verteidigungsläufer vom Königsflügel abgezogen hatte. Afek widerlegte ihm dies konsequent und zerbeulte die schwarze Königsstellung nachhaltig.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Steffan





© 8.96 by Gerhard Hund Update 05.03.2006