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Ex-Weltmeister Karpow klagt gegen Weltschachbund Fide

Lausanne (dpa) - Ex-Weltmeister Anatoli Karpow (Russland) hat den Weltschachbund (Fide) wegen der Aberkennung seines WM-Titels verklagt. Der russische Großmeister fordert beim Internationalen Sport-Schiedsgericht (TAS) in Lausanne einen Schadenersatz von mindestens zwei Millionen Franken. Dies teilte Karpows Schweizer Anwalt Alban Brodbeck am Freitag mit.

Nach Ansicht von Karpow - von 1975 bis 1985 und von 1993 bis 1999 Weltmeister - war die Fide nicht berechtigt, im August in Las Vegas ein neues WM-Turnier anzusetzen. Bei der WM im K.o.-System hatte in Abwesenheit von Karpow sein Landsmann Alexander Chalifman den Titel gewonnen. Die Fide müsse nun innerhalb von sechs Monaten einen Wettkampf um den WM-Titel zwischen Karpow und Chalifman organisieren, verlangt der entthronte Champion in seiner Klage.

Die Fide sei schuld, dass Karpow in Las Vegas den Titel nicht habe verteidigen können, heißt es in der Klageschrift. Sie wurde am 20. August eingereicht. Karpow sei bereits vertragliche Verpflichtungen für den WM-Zeitraum vom 31. Juli bis 28. August eingegangen, als die WM terminiert wurde.

Der Weltschachbund sei nicht bereit gewesen, alle anfallenden Schadenersatz-Forderungen aus diesen Verpflichtungen zu übernehmen. Ungelegenkam Karpow der WM-Termin aber auch, weil seine Frau Anfang August ein Kind erwartete.

Mit der Fide habe Karpow 1998 einen Vertrag abgeschlossen, wonach die Organisation mit dem amtierenden Weltmeister den Zeitpunkt der Austragung der Weltmeisterschaft 1999 absprechen und vereinbaren müsse. Der Moskauer hatte sein Einverständnis zur ursprünglich für Januar 1999 geplanten WM gegeben, die Fide hatte den Wettkampf aber wieder abgesagt.

Karpow machte durch den Verlust des WM-Titels einen materiellen und immateriellen Schaden geltend, der vom TAS zu bemessen sei. Er erwähnte die Preissumme von Las Vegas von 528 000 Doller, den Einkommensverlust durch Aktivitäten schachlicher und kommerzieller Art sowie die Verletzung seiner Persönlichkeit.

Karpow klagt auch gegen den Beschluss des Fide-Kongresses im Oktober 1998, die Schach-Weltmeisterschaft jährlich durchzuführen. Auf Grund der bisher gültigen Regelung habe er nach seinem Sieg im Januar 1998 davon ausgehen können, zwei Jahre unbestrittener Weltmeister der Fide zu sein.

Gemäß seines Anwalts Brodbeck will Karpow mit der Klage in erster Linie "der derzeitigen Fide-Führung beibringen, dass Verträge einzuhalten sind". Anlass für die Kritik ist das Verhalten des Fide- Präsidenten Kirsan Iljumschinow. Die willkürliche Handhabung von Verträgen sei meistens die Ursache der Differenzen mit dem Weltschachverband.

©dpa


© 8.96 by Gerhard Hund Update 05.12.2007