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5. Europameisterschaft der Frauen

vom 20. März bis 4. April 2004 in Dresden

Infos, Zeitplan, Ergebnisse, Rangliste, Berichte, Details, Partien und Chessy


Berichte zur Europameisterschaft der Frauen

Europameisterschaft der Frauen
Bericht von Heike Vogel und Stefan Pick

Vom 20. März bis zum 04. April 2004 fand in Dresden die Europameisterschaft der Frauen im Schach statt. Darüber wurde u.a. auf den Seiten www.eurochess-dresden.org, www.chessbase.de oder auch http://schach.wienerzeitung.at ausführlich berichtet.

Elisabeth Pähtz und Jessica Nill
Foto: Stefan Pick
Runde 2: Jessica Nill (rechts) - Elisabeth Pähtz, 22.03.2004

Hier nun der Bericht einer Teilnehmerin und ihres Ehegatten, Trainers und Betreuers. Die Daten und Fakten zu dem Turnier können auf o.g. Seiten nachgelesen werden, also Partien, Tabellen, Ergebnisse usw.

Zunächst einmal zu den positiven Seiten, die die Veranstalter auch nicht müde wurden zu erwähnen. Das Treff-Hotel in Dresden ist wirklich sehr gut für solche Veranstaltungen geeignet. Die Zimmer sind sehr gut, und das Büffet verdient lobende Erwähnung. Und grundsätzlich ist es natürlich hervorragend für das Schach in Deutschland, wenn eine Europameisterschaft hier stattfindet. Insofern gebührt den Veranstaltern und Organisatoren zunächst einmal Lob und Anerkennung. Als Anreiz zur weiteren Verbesserung sei an dieser Stelle jedoch auch einmal Kritik erlaubt. Was davon umgesetzt werden wird, liegt nicht in unserer Hand.

  1. Der so oft beschriebene „Teilnehmerrekord“ war leider trotz mehrfacher Wiederholung dieser Vokabel nicht erreicht worden. Bei der Euro 2001 in Warschau waren 157 Frauen am Start, heuer in Dresden 108. Zwischen positiver Berichterstattung und simpler Falschmeldung sollte doch ein bisschen der Wahrheit die Ehre gegeben werden.

  2. Weiterhin gibt es sehr restriktive Regelungen der ECU, die besagen, dass ALLE Spielerinnen im Spielhotel übernachten müssen. Meines Erachtens wurde hier sogar die „Freikaufregelung“ gestrichen, nach der man (frau) sich für 100 € von dieser Pflicht freikaufen konnte. Da überrascht es dann doch, dass von den 108 Spielerinnen schätzungsweise 20-25 NICHT dieser Verpflichtung unterlagen. Mich erinnert das an „some people are more equal than others“ aus „animal farm“.....

    Wir hätten uns auch für einen Bruchteil des jetzt bezahlten Preises in Dresden eine Unterkunft organisieren können! Dafür braucht man (frau) im Internet-Zeitalter schätzungsweise 15 Minuten und spart ca. 70 % der Kosten! Das jedoch wurde UNS ausdrücklich NICHT gestattet.

  3. Der Lärm, der durch die Tür zum Spielsaal hereindrang, benachteiligte die Spielerinnen an den Brettern 28 bis 40. Denn die Tür befand sich auf dieser Seite des Spielsaals. Wenn die Firmen, die ihre Veranstaltungen in den Räumen vor der Tür hatten, Pause machten, war es auf dem Gang doch sehr laut. Wenn dann noch Schiedsrichter durch Gespräche deutlich über Zimmerlautstärke die Dezibel in die Höhe jagen und zur Ruhe gemahnt werden müssen, stellt sich schon die Frage, ob es sich um eine Europameisterschaft oder ein Kneipenturnier handelte. (Den Schiedsrichtern wurde mehrfach gesagt, dass es zu laut sei. Es wurde jedoch nicht wirklich etwas unternommen, um Abhilfe zu leisten.)

  4. Warum war Kasparov nicht im Treff-Hotel? Otto Schily jedenfalls war sich nicht zu fein, den Spielerinnen am Brett zuzuschauen. Kasparov jedoch schaffte es nur bis in die Altmarktgalerie in Dresden (um sein neues Buch zu signieren).

  5. Die Auswahl der Spielerinnen, die an den Brettern 1 bis 6 live ins Internet übertragen wurden, entsprach nicht immer sportlichen Kriterien :-). Konkret ist ja der „Elli-Hype“ verständlich. Trotzdem stellt sich die Frage, ob wirklich jede ihrer Partien live übertragen werden musste.

  6. Warum wurden die Gewinnerinnen der Ratingpreise nicht bekannt gegeben? Laut Auskunft der Schiedsrichter war das der Wunsch der Organisatoren. Ein ziemlich unverständlicher Wunsch! Gerade bei der komplizierten Formel nach der die Preise vergeben wurden (Performance im Turnier – aktuelle Rating) wäre doch ein kleiner Aushang sehr hilfreich gewesen.

    So müssen also die beiden jungen deutschen Spielerinnen Elena Winkelmann und Susan Großmann auf jeweils 100 € ihrer Ratingpreise verzichten, da beide bei der Siegerehrung nicht anwesend waren. Sie wussten ja wohl auch beide nicht, dass sie einen Preis gewonnen hatten!

Wie gesagt, dies ist lediglich als Anreiz für weitere Verbesserungen gedacht. Und der Gesamteindruck bleibt dennoch sehr positiv!

Elisabeth Pähtz und Lilit Mkrtchian
Foto: Stefan Pick
Runde 4: Lilit Mkrtchian (rechts) - Elisabeth Pähtz, 24.03.2004

Hier sei auch erwähnt, dass mir die Spielzeit (90 Minuten pro Spieler und Partie plus 30 Sekunden pro Zug Zusatzzeit) sehr gut gefällt. Außerdem waren die Runden jeweils um 13 Uhr angesetzt. Sehr gut für Langschläfer wie mich (Es gab ein Frühstücksbuffet von 8 Uhr bis 12 Uhr)!

Da gegen 17 Uhr die meisten Partien beendet waren, hatte man auch am Abend noch genug Zeit, um sich die Stadt anzusehen.

Dresden ist eine Reise wert.

Heike Vogel und
Stefan Pick

Runde 6: Vogel, H. [2152] - Radziewicz, I. [2442], gespielt am 26.03.2004

1.d4 Nf6 2.Bg5 Ne4 3.Bf4 c5 4.f3 Nf6 5.d5 d6 6.e4 e5 7.Be3 Be7 8.Nc3 O-O 9.Nge2 Ne8 10.g4 {Entwickelt zwar keine Figur, aber erschwert Schwarz den Vorstos f5.} a6 11.a4 Nd7 12.Ng3 Bg5 13.Qd2 Bxe3 14.Qxe3 Qh4 15.Kd2 g6 16.Be2 Ng7 17.Rag1 Kh8 18.Rg2 b6 19.Rhg1 f6 20.Nf1 Ra7 21.Rg3 Nb8 22.Qf2 f5 23.gxf5 gxf5 24.Qg2 {Die von Schwarz geöffnete g-Linie gehört Weiss.} Qh6+ 25.Ne3 f4 26.Ng4 Qg6 27.Rh3 (27.Nxe5 Qf6 28.Ng6+ hxg6 29.Rxg6 Qe5) 27... Bxg4 28.Qxg4 Qxg4 29.fxg4 Raf7 30.Bf3 Ne8 31.Rh6 Rf6 32.Rxf6 Nxf6 33.g5 Rg8 34.Rg2 Nfd7 35.h4 h6 {Schwarz hat überhaupt kein Gegenspiel und die Springer stehen sich gegenseitig auf den Füßen.} 36.Nd1 hxg5 37.hxg5 Kg7 38.Nf2 Rh8 39.Ng4 Rh3 40.Ke2 Kg6 41.Nh6 Rg3 42.Rxg3 fxg3 43.Nf5 Kxg5 44.Nxg3 Nf6 45.Nf5 Ne8 46.Ke3 Nd7 47.Be2 Ndf6 48.Ne7 b5 49.axb5 axb5 50.Bxb5 Ng4+ 51.Kf3 Nc7 52.Bc4 Nh2+ 53.Kg3 Ng4 54.Nc8 Ne3 55.Nxd6 Kf6 56.Bd3 Ke7 57.Nc4 Nxc4 58.Bxc4 Ne8 59.b3 Kf6 60.Kg4 Nd6 61.Bd3 Nc8 62 c3 Nb6 63.b4 cxb4 64.cxb4 Nc8 65.Ba6 Nb6 66.Bb5 Ke7 67.Kf5 Kd6 68.Kf6 Nc8 69.Kf7 Ne7 70.Bd3 Kd7 71.Bb5+ Kd6 72.Be2 Nc8 73.Ke8 Kc7 74.Bd3 Kd6 75.Kd8 Na7 76.b5 Kc5 77.Kc7 1-0


Zhaoqin Peng Zwischenstand der EM in Dresden

Zhaoqin Peng (Foto links) zieht klar in Front!

Eine überragende Leistung zeigt bisher in Dresden eine für Holland spielende Chinesin. Die 35-jährige Zhaoqin Peng behielt gegen Ketevan Arakhamia-Grant die Oberhand und sicherte sich damit einen ganzen Zähler Vorsprung. 6,5 Punkte aus sieben Partien in einem sehr ausgeglichenen Teilnehmerfeld, wo bis Startnummer 20 die Spielerinnen über 2400 ELO haben - à la bonheur!

Hinter Peng wird leidlich um Punkte gekämpft, und inzwischen haben auch die Europameisterinnen Pia Cramling und Antoaneta Stefanova wieder sehr gute Ausgangspositionen in der sechs Spielerinnen starken Verfolgergruppe.

Dr. Dirk Jordan und Garry Kasparov
Dr. Dirk Jordan und Garry Kasparov

Morgen können sich die Damen möglicherweise auf hohen Besuch freuen.

Garry Kasparov, der Meister des Spiels auf den 64 Feldern, weilt in Dresden, um bei der Übergabe der Bewerbungsunterlagen der sächsischen Landeshauptstadt für die Schach-Olympiade 2008 an die FIDE dabei zu sein.

Er wird es sich wohl auch nicht nehmen lassen, einen Blick auf die Bretter der stärksten Frauen des Kontinents im Treff-Hotel zu werfen.

Marco Held
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© 8.96 by Gerhard Hund Update 21.04.2004