84. Deutsche Schacheinzelmeisterschaft

vom 5. bis 14. September 2013 in Saarbrücken


Tag drei: Beeindruckende Kampfpartien
Von Manfred Menacher

Die Siegesserie der Spitzenspieler Felix Graf, Martin Krämer und Hagen Poetsch findet ein Ende. Das Topduel zwischen Graf und Krämer endet Unentschieden. Poetsch verliert mit Schwarz gegen GM Rainer Buhmann. Auch Daniel Fridman, Matthias Blübaum, Klaus Bischoff sowie die Nachwuchsspieler Dennis Wagner und Alexander Donchenko finden mit Siegen wieder in die Tabellenführung zurück.

Felix Graf Gut vorbereitet zeigte sich der noch titellose Felix Graf (Bild rechts) in seiner Partie an Brett 1 gegen den Berliner Großmeister Martin Krämer. In einem Abspiel des Petrosjan-Systems mit 4. a3 im Dameninder setzte Krämer recht aktiv mit 12....c5 fort, was zwar eine der thematischen Fortsetzungen darstellt, doch im speziellen Fall hatte Graf nach 13.bc5: bc5: die starke Fortsetzung 13.Dh4 und der GM konnte dem Damentausch danach kaum ausweichen, weil Graf in der Folge mit Ld3 ein weiteres wichtiges Entwicklungstempo hätte gewinnen können. Im Endspiel neigen hängende Bauern oftmals eher zur Schwäche zu werden. Nach 15...Tc8 16.Sf5 Tc7 sieht die schwarze Stellung nicht mehr allzu vertrauenserweckend aus. Endgültig in große Schwierigkeiten brachte sich Krämer dann mit 18...Lc6?! (statt Sd7 oder g6) wonach eine hübsche Abwicklung mit dem Sprengungszug 20.e4 folgte. Krämer opferte in seiner Not einen Bauern um seinen Turm zu aktivieren - nicht selten die einzige Chance in schlechteren Turmendspielen. Nach einigem Lavieren und leichten Stellungsverbesserungen griff Graf mit 40. h4? fehl (40.Te4+ bot gute Gewinnchancen) und ließ die Abtäusche der Türme zu. Vermutlich dachte er das endstehende Bauernendspiel sei gewonnen, aber bald musste er einsehen, dass er einer Fehleinschätzung erlegen war und hatte das Remis zu akzeptieren.

GM Rainer Buhmann zeigte gegen IM Hagen Pötsch seine Stärke mit Weiß. In einer Nebenvariante der Damenindischen Verteidigung platzierte der Hockenheimer Spitzenspieler seine Leichtfiguren so, damit sie maximalen Druck auf den schwachen schwarzen Zentrumsbauern auf d5 ausüben konnten. Zuvor beraubte sich Pötsch mit 11...c4?! jeder Dynamik und wird diesen strategischen Fehler später bereut haben. Buhmann vergrößerte Zug um Zug den Druck auf die schwarze Stellung und hätte bereits mit dem taktischen Schlag 24.Sd5:! für klare Verhältnisse sorgen können. Buhmann begnügte sich mit der zweitbesten Fortsetzung Df5, denn auch danach war die schwarze Verteidigung überlastet und brach bald zusammen.

IM Sebastian Plischki bekam den nächsten Brocken mit den weißen Steinen, nämlich GM Daniel Fridman. Plischki hatte eine schöne Stellung nach der Eröffnung und die Überraschung 13.c5 parat, einen Zug den man nicht erwartet, gibt er doch das wichtige Feld d5 preis. Die Partie entwickelte sich schwierig für Fridman und mit 21.Sc4 (oder Se4) hätte Plischki positionell hervorragend gestanden. 21.e4 ermöglichte Sf4 nebst Db5 und danach wurde es richtig kompliziert, denn Plischki war zu einem interessanten Qualitätsopfer gezwungen. Die Optionen waren mannigfaltig, doch mit dem schwachen Springerrückzug 31.Se3 verdarb sich der IM alle Chancen und die Initiative ging auf Schwarz über. Nach dem Damentausch waren die verbundenen schwarzen Freibauern stärker als die des Weißen.

Ein Drama ereignete sich in der hochspannenden Partie IM Matthias Blübaum gegen IM Tobias Jugelt. Kurz vor der Zeitkontrolle spielte Jugelt in noch offener Stellung den Zug 39...De2??, der nach 41. Sc4 ein böses Erwachen gab. Zu den Führenden gesellte sich spät am Abend auch IM Alexander Donchenko, der das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm nach 118 Zügen gegen FM Johannes Carow zum Siege führte. Es führen nun folgende 8 Spieler mit 2,5 Punkten: GM Daniel Fridman, GM Rainer Buhmann, GM Martin Krämer, IM Matthias Blübaum, GM Klaus Bischoff, Felix Graf, IM Dennis Wagner und IM Alexander Donchenko.



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© 8.96 by Gerhard Hund - Update 09.09.2013